/me

2008-05-23 18:12:38 (UTC)

lila Latzhose

Heute habe ich mit einer Kettensäge gewirkt. Einer
elektrischen. Elektrische Kettensägen sind wie
Plastikbesteck.

Und nein, Geld gab's nicht, wo kämen wir denn hin, wenn
Arbeit bezahlt werden würde.

Am Montag werde ich meinen Exchef anrufen, bzw. es
versuchen. Der ist in der Regel (und auch außerhalb) kaum
erreichbar, und das gilt sogar für seine
Arbeitssklaven^H^H^H Angestellten.
Meine Mutter sagte neulich "Und wenn Du einfach hingehst
und ihn fragst?"
Als ob man das tun könne. Ich habe fünf Jahre dort
gearbeitet und gab es irgendwann auf, den Mann ans
Telephon kriegen zu wollen.

Eine neue Lieferquelle haben wir aufgetan, aber die
liefern erst ab 300 Euro. Das Problem ist, daß die nicht
alles haben und wir deshalb höchstens und bei sehr viel
gutem Willen für 150 Euro Ware bestellen würden und den
Rest bei jemand anderem bestellen müßten, der auch so um
die 300 Euro Mindestbestellwert hat. Unser
Kooperatinspartner ist so pleite, daß der uns auch nichts
nützt, andernfalls hätten wir einen auf
Bestellgemeinschaft gemacht.
Im Zweifelsfalle tendiere ich ja dahin, die Sachen dennoch
zu kaufen, denn ohne Material können wir nichts bauen und
wenn wir nichts bauen, können wir nichts verkaufen. Vor
der Ernte kommt die Aussaat.

Wir dachten schon daran Einzelteile feilzubieten. Den Kram
in Kisten zu schütten, Gefäße daneben zu stellen und zu
sagen "Für XX Euro könne Sie soviel mitnehmen, wie in das
Gefäß paßt. Es muß sich aber noch verschließen lassen."
Das ist eine gute Idee, denn der Kunde hat so keinen
Überblick, wieviel da letztlich drin ist, er kann also
keine Preisvergleiche anstellen und er denkt, er könne uns
bescheißen, wenn er die Einzelteile nur eng genug ins
Gefäß quetscht. Das weckt auch den Jagdinstinkt. Außerdem
hält das die Kunden an unserem Stand und wenn da erstmal
ein, zwei Leute stehen, gesellen sich drei, vier andere
dazu. Herdentrieb.

Am Ende wird es sowieso darauf hinauslaufen, daß wir
sowohl Montiertes als auch Einzelteile verkaufen müssen.
So, wie wir nicht nur teure und anspruchsvolle Sachen
verkaufen, sondern auch einfache und preisgünstige. Die
Leute essen eben mehr Erdnüsse, denn Kaviar. Für das
seelische Wohlbefinden ist es zwar besser, wenn die teuren
und anspruchsvollen Sachen ihre Käufer finden, doch die
Butter fürs Brot kommt von dem einfachen Kram. Neulich kam
allerdings die erste Kritik: "Das ist aber teuer!" Klar,
wenn man den Materialwert rechnet, den Rembrandt für
seine "Nachtwache" verbraten hat, würde das Bild nur einen
Appel und ein Ei kosten.

Morgen werde ich unseren Stammkunden unseren nächsten
Termin mitteilen. Für das Leporello werden wir nochmal ins
Photostudio fahren. Wir konnten uns bei den Photos nicht
einigen. Die Idee wurde übrigens ausgebaut. Ich hatte eine
neue Idee, die sich einfacher umsetzen läßt und die wurde
von meiner Gefährtin erweitert! Sie hatte dabei so ein
Leuchten in den Augen. Diesen Zustand gilt es zu erhalten,
denn sie braucht das Gefühl, das es voran geht, noch
stärker als ich. Und bei der von ihr vorgeschlagenen
Erweiterung kann sie auch künstlerisch tätig werden,
sprich, sie kann es *schön* machen. Bei mir wäre es mehr
oder weniger schlicht und funktional. Naja, Mädchen...
Oh! Kein Geflame jetzt, ich mag Mädchen, oft. Sie sehen
von der Geometrie her besser aus und fühlen sich besser an
und meistens riechen sie auch besser.

Heute, bei der Kettensägenaktion, gabs vorher Eisenschrott
aus dem Haus zu tragen. So um die 300 Kg. Und meine
Gefährtin brach unter dem Gewicht eines Einzelteiles fast
zusammen.
Wieso schleppst Du das? Das Ding ist tierisch schwer, Du
bist ein Mädchen...
-*böser Blick* Ich! BIN! STARK!
Zweifellos, aber Du stellst die gottgefällige Ordnung der
Welt auf den Kopf. Männer jagen furchterregende, große,
schwere Mammute und Mädchen halten die Höhle sauber. Das
war schon immer so und es hat sich als sinnvoll
erwiesen...

Um eine herumliegende 6 Kg schwere Stahlkugel nach mir zu
werfen, war sie
glücklicherweise zu erschöpft. Außerdem können Mädchen
nicht werfen *ggggg*

So ist das. Meine bessere Hälfte räumt auch schonmal ihre
Wohnung um, rückt schwere Schränke. Alleine. Ich mag diese
Autonomie an ihr, diese war immer schon das Ziel. In einer
Beziehung sollen die Beteiligten notfalls auch ohne
einander auskommen können. Das beugt Abhängigkeiten vor.
Mal sehen, wenn ich dran denke und eine lila Latzhose
sehe, werde ich ihr die schenken.

Als ich dann das Holz zersägt hatte und ein paar dicke
Klötze mit einem einzigen Schlag des Beiles spaltete,
sagte meine bessere Hälfte: "Na? Machste lauter kleine
Mammute?"

Männer! Brüder! Kampfgefährten! Soweit ist es schon
gekommen.




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