/me

2004-11-30 11:33:40 (UTC)

ohne notiz

meine mutter rief gestern an und eröffnete das gespräch mit
der frage, was ich mir zu weihnachten wünsche. nach
längerem überlegen kam ich auf plätzchen und selbstgemachte
konfitüre und eine flasche GOTANO. nunja.
etwa eine halbe stunde später kam sie zum grund ihres
anrufes und fragte, ob ich im frühjahr „runterkommen und
auf die wohung und die katze aufpassen“ wolle. sie wisse,
sie habe mich das vor eine jahr schonmal gefragt. ich
antwortete, daß ich nicht runterkommen würde. dann gabs
noch familieninterna. wer wieder arbeitslos ist und das die
zukunft dem grunde nach düster ist und niemand so recht
wisse, wie es weitergehen soll.
mein vater wurde von den typen der ihn gebissen hatte,
wegen freiheitsberaubung (oder so) verklagt. mein vater
hatte ihn so unsanft am hals gepackt, daß er hämatome
davontrug. die HIV-tests meines vaters waren negativ.

ansonsten ist alles wie immer. ich stehe auf und bin
deprimiert, ich gehe deprimiert zu bett und würde am
liebsten gar nicht da sein. der nikolausmarkt hat mir
(rückblickend) freude bereitet, auch wenn ich während des
marktes höchst frustriert war.
ich glaube, ich tue menschen gern gutes bzw. habe freude
daran, ihnen zu helfen. deshalb wird meine zukunft irgendwo
im helfenden bereich liegen. freilich ohne engen kontakt.
akutpsychiatrie vielleicht oder irgendwas, das einer
durchgangsstation nahe kommt.

ich wollte zum arbeitsamt um die formulare des
rententrägers ausfüllen zu lassen, doch ich stellte den
wecker ab und drehte mich wieder um und schlief weiter. es
hat keinen sinn, wach zu sein, wenn es keinen grund, keinen
zweck, für das wachsein gibt. ich wollte die
deprimiertheit hinausschieben. dadurch ist es jetzt zu
spät, um das arbeitsamt aufzusuchen. zwar hat es noch
geöffnet, es ist je gerade erst 11:30h, doch stauen sich
jetzt dort die menschen und ich will nicht stundenlang
warten. ich werde morgen versuchen, diesen moloch
aufzusuchen.

zu essen gestaltet sich heute einfacher. der ekel hinterher
ist etwas schwächer.

die zugriffszahlen auf das nicht-mehr-forum sind weiterhin
rückläufig, die inserate waren erfolglos.

ich habe keine lust mehr. das soll aufhören. ich will nicht
mehr. ich bin nicht länger interessiert. dabei könnte der
gedanke an die bevorstehende arbeitsreha tröstlich sein.
ich gehe nämlich davon aus, hinterher einen job zu haben
und damit dem behördenkram und den warten auf
entscheidungen der behörden zu entkommen.

je näher ich dem normalen leben komme, desto eindringlicher
stellt sich mir die frage, oh ich das überhaupt haben will.
es ist schlicht abstoßend, das normale leben. glanzlos und
langweilig und verwirrend.
deprikam ist nicht schön, aber man weiß, was man hat.
deprikram gibt sicherheit.
--
erneuter anruf von meiner mutter:
mutter: „Welche Schokolade ißt du gern?“
ich: „Vollmilch.“
mutter: „Ohne alles? Ohne irgendwas dabei?“
ich: „Nüsse und Rosinen dürfen drin sein. Aber es soll
Vollmilch sein. Zartbitter mag ich nicht.“
mutter: „Nicht? Ach...“
ich: „Zartbitter mag ich seit etwa 25 Jahren nicht.“
mutter: „Hm.“

sowas deprimiert mich zusätzlich. keine ahnung, ob das
irgendwas aussagt. ich bezweifle, das man eine gruppe von
menschen als familie bezeichnen kann, wenn es kaum bande
zwischen diesen menschen gibt. seit jahren sage ich meiner
großmutter (ms), daß ich zartbitter nicht ausstehen kann.
sie vergißt das leicht, aber sie hat mich ja auch nicht in
die welt geschissen.
geschenke zu machen, will es einen anlaß gibt, und nicht,
weil man den anderen mag oder wertschätzt oder sowas,
ist ... mir fällt kein wort ein... ist abstoßend. ich
schenke einem anderen etwas, weil ich ihn persönlich mit
dem geschenk meine, und nicht, weil weihnachten ist oder
sowas.
--
weißt du, was ich mache, seit ich nicht mehr schneide? ich
reiße mir haare aus. barthaare, nasenhaare, wimpern,
augenbrauen und was da sonst noch an haaren wächst.

zu leben ist wie eine aufgabe die mir ohne grund gestellt
wurde. die ich lösen soll ohne zu wissen, wofür.
widersinnig und unverständlich. als sei ich innerhalb eines
grotesken alptraums zu mir gekommen. leben ist ein
imperativ, ist ein dogma, das man nicht in frage stellen
darf. oder sollte, denn stellt man es in frage, wird es
widersinnig. interessant ist allerdings, was geschieht,
wenn ich mich nicht weiter zurückziehen kann, weil es
nichts mehr gibt, von dem ich mich zurückziehen könnte,
wenn alles auf sein minimum reduziert worden ist.

ich habe das gefühl, inmitten von menschen verlassen zu
sein, unbemerkt zu sein. und darauf mit dem falschen mittel
zu reagieren. mit rückzug. ich warte im prinzip darauf, das
jemand sich für mich interessiert, zu mir kommt, mich
finden will, mich ernst nimmt und meine äußerungen nicht
in krank = behandlungsbedürftig und gesund = behandlung
nicht erforderlich, unterteilt. ich arbeite darauf hin,
aber mit dem falschen mittel.
gewissermaßebn ist das mit der situatiuon in der grauen
stadt vergleichbar. niemand nimmt notiz.