/me

2004-09-05 16:39:21 (UTC)

zweifel säen

die wahre stärke besteht nicht darin, jemanden von einer
sache direkt zu überzeuigen, sondern ihn dahin zu bringen,
daß er selbst sich überzeugt. soll heißen, stärke ist
nicht, jemandem etwas ein- oder auszureden, sondern in ihm
die zweifel zu säen, die ihn zu der überzeugung bringen,
die man im eigentlich beibringen will.
man soll nicht sagen „Dir geht es schlecht weil du dies und
jenes tust.“ sondern ihn fragen „Du tust dies und jenes.
Macht dich das glücklich?“ zweifel, die einmal in einen
anderen eingebracht worden sind, wird derjenige nicht mehr
los. wirksame („wirksam“ heißt weder, das diese bücher gut,
noch das sie schlecht sind) selbsthilfebücher arbeiten auf
diese weise.
so werden mir zusammenhänge deutlich, dinge, die ich tue
und die nicht gut für mich sind. das trinken von kaffee zum
beispiel. die frage ist doch, aus welche grund und mit
welchem ziel ich kaffee trinke. nahrungsaufnahme zählt
dazu, mit welchem ziel esse ich. bin ich hungrig? nein.
wozu also esse ich?
die liste an ersatzhandlungen ist vermutlich sehr lang.
ersatzhandlungen sind die handlungen, die meine stimmung
verändern ohne das problem an der wurzel zu packen.
beispielsweise habe ich schmerzen und ich habe eine
schmerstillende salbe. aber ich benutze sie nicht,
stattdessen belaste ich die schmerzenden gliedmaßen, was im
moment schmerzlindernd wirkt, aber auf lange sicht die
gewebsschädigung verstärkt und somit die heilung mindestens
verlangsamt. ich kann also immer sagen „Ich ändere meine
Situation sobald die gelenke wieder ok sind.“
ich fühle mich unwohl und statt die notwendigen und
überfälligen telephonate zu führen, stopfe ich mich mit
schikolade voll. ergebnis ist ein wohlgefühl oder zumindest
das ende des unwohlfühlens. kurzfristig geht es mir besser,
langfristig stehe ich vor dem spiegel und empfinde mich als
fett und unförmig (was im überigen meistens der grund ist,
um in den spiegel zu sehen). und so kann ich an meinem
eigens kreierten nahrungsmittelaufnahmeproblem arbeiten und
muß mich nicht mit telephonaten herumschlagen die
unangenehm und frustrierend sein könnten.
so ist das. ich flüchte in symptome. nehme diese symptome
zum vorwand, bewerbungsschreiben zu umgehen. ich habe,
glaube ich, probleme im umgang mit autoritäten, damit, mich
benutzen, jemanden über mich bestimmen zu lassen und sei es
auch nur der chef eines unternehmens.
ich habe angst davor gezwungen zu werden, dinge zu tun, die
entsetzlich sind und schmerzhaft, die ich nicht will und
die mir nicht gut tun.
deswegen kommt niemand an mich heran. niemand kommt an
_mich_ heran. an die hülle – ja. aber niemals an mich.
irgendwie wünschte ich, der alptraum ginge bald vorüber
damit ich normal weitermachen kann. normal – mit einem job
und vielleicht einem haus. normal eben. ich will dieses
flüchtende, kaputte weghaben. ich weiß nur nicht, ob ich
noch genügend zeit dafür habe.
cih spüre deutlich einen anderen teil in mir, neben dem der
sterben will und für den alles sinnlos ist, für den nur das
ende des schermzes wichtig ist und der nicht glaube, weil
er es nicht mehr kann, daß schmerzfreieht auch im
lebendigen existieren kann. dieser andere teil, fats fühlt
er sich an wie eine zweite person, ist hell und arglos und
sieht probleme eher als herausforderung an, die zu
überwinden spaß macht. der zweite teil weiß, das probleme
lösbar sind, für ihn existiert kein scheitern, für ihn gibt
es nur ein zu wenig an unternommenen versuchen. es fühlt
sich gut an, wenn er da ist. was nicht bedeutet, das seine
anwesenheit auch tatsächlich gut _ist_.




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