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kleiner dammbruch
erstens: es ist viel zu heiß.
zweitens: heute ist schlampentag. das bedeutet:
ausgewaschene (ehemals schwarze), geflickte 501,
ausgewaschenes Type o Negative „Bloody Kisses“-t-shirt,
schwitzflecken, kaputte und ungeputzte stiefel, sowie die
üblichen löchrigen socken. und ich fühle wohl darin.
ein fenster habe ich mit alufolie zugeklebt, damit die
gedankenstrahlen vom mars mich nicht treffen. nein, ein
scherz. ich meine natürlich die gedankenstrahlen der CIA.
quatsch, mir fehlt einfach eine jalousie. ich glaube,
meine gefährtin hat es geschafft, sie abzureißen. mädchen
sind manchmal zu ungewöhnlichen taten fähig.
island muß eine insel von bestürzender schönheit sein.
meine gefährtin war egstern nacht ein wenig außer atem, als
sie mir von ihrem tag berichtete. vor allem gibt es, laut
ihrer schilderung, bklaue eisberge und lämmer und
neugeborene hundewelpen, deren augen noch geschlossen sind
und die einen sterbensniedlichen babybauch haben. der zur
herberge gehörende hund ist, wie sollte es anderes sein,
ihr freund. sie darf sich ihm nähern, und sie darf sogar
die welpen aus dem (heißt das ) nest (?) nehmen ohne das
die mutter etwas dagegen hat. andere gäste dürfen das
nicht.
sie hat ein händchen für so viecher. hoffentlich läßt sie
die welpen bei der mutter und schmuggelt nicht heimlich
eines nach d.land.
die schwester meiner gefährtin rief gestern an und sagte,
sie (eltern schwester) würden grillen, ob ich lust hätte,
vorbeizukommen. da mir der sinn gestern abend eher nach ein
oder zwei oder fünfzig tuiefen schnitten stand, sagte ich,
es sei mir zu warm. was nicht mal gelogen war. ic wette,
die mutter hat ihr gesagt, sie soll mich anrufen, weil die
mutter vermutlich annimmt, ich würde der bitte eines jungen
mädchens eher nachgeben. ich bin da aber gerecht, ich lehne
jeden im selben maße ab.
das telephonat lief in der folghenden weise an:
„Hi, hier ist die [name]!“
„hallo [name] !“
„Na, wie geht’s?“
„Hmmm ..... gut. Wieso?“
[...]
viele anruifer sind verwirrt, wenn ich sie frage, weshalb
sie sich nach meinem wohlergehen erkundigen. manchmal, ist
die frage nach meinem wohlergehen das intro zur schilderung
der malaisen des anrufers. andere male wiederum ist es nur
eine höflichkeitsfloskel. und das finde ich irgendwie
beleidigend. wenn man nicht tatsächlich an meinem befinden
interessiert ist, soll man auch kein interesse heucheln und
stattdessen gleich zur sache kommen.
die freundin mit dem psychofreund und dem alkoholsüchtigen
liebhaber stellt dabei eine ausnahme dar. sie will
tatsächlich und wahrhaftig wissen, wie es mir geht. und sie
wartet meine antwort ab, bevor sie weiterredet. sie wartet
solange, bis ich ihre frage beantwortet habe. ich habe das
ausprobiert und geschwiegen. und sie schieg ebenfalls. da
schweigen am telephon mich kribbelig macht, denn das
gespräch kostet geld und sollte deshalb so effizient wie
möglich genutzt werden, sage ich „gut“ und manchmal füge
ich ein „und selbst“ an, obwohl ich bereist an der
stimmlage erkenne, wie es ihr geht und die ausdrückliche
frage so gesehen überflüssig ist. es sei denn, ihr geht es
schlecht, dann erleichtert ein „und selbst?“ den einstieg
ins wehklagen (wertfrei gemeint).
ich habe festgestellt, daß menschen oftmals kein interesse
an einer sachlichen diskussion und lösung ihres problemes
haben, zumindest dann, wenn es ein problem ist, das sich
durch die beziehung zu dem menschen, der ihnen am herzen
liegt, ergeben hat. sie wollen viel lieber heulen und ihr
abgrundtiefes leiden schildern, getröstet werden und es
dabei bewenden lassen. wenn ich mich dann doch zur
problematik äußere, erwidert meine gefährtin meistens, mir
das wort abschneidend, „Das kann man doch nicht so rational
betrachten!“ ganz so, als sei rationalität etwas
schlechtes. vielleicht wollen die emotionsträger sich durch
einen sumpf aus schmerz und tränen wühlen, vielleicht
wollen sie keine, gefühlsmäßig harte aber schnelle, klare
lösung finden? sie emotionsträger in den schmerz verliebt?
ich bin es. oft.
verwirrend.
da fällt mir eine andere möglichkeit ein. die
verletzten „gefühle“ suchen ein ventil. und erst, wenn die
verletzungen tränenschwer abgeflossen sind, sind
emotionsträger überhaupt erst in der lage, die problematik
rational sehehj zu können. das viele schmerzwasser
verstopft ihnen irgendwie die synapsen und muß also
zuförderst abgelassen werden.
so ähnlich, wie austretendes blut den dreck aus der wunde
spült und fibrin und phagozyten usw anflutet um die wunde
zu verschließen.
hat das nicht schon was religiöses? „As above, so then
below“?
es ist zu heiß, zu sonnig, ich werde albern und schreibe
blödsinn. will sagen, das stimmunsgbarometer schlägt heute
besonders stark aus. heute morgen hätte ich beinahe meine
katze erschlagen. ich war im waschsalon und irgendwann kam
eine magersüchtige dazu. die arme. ihre arme waren wie
salzstangen so dünn. kein schöner anblick. später kam eine,
die ich in meinem alte waschsalon zurückgelassen zu haben
glaubte. eine fettsüchtige frau die sich nur schwer bewegen
konnte und die starrte mich die ganze zeit an. ich wollte
sie anschreien damit sie aufhört, aber das wäre eine
überreaktion gewesen, nicht wahr, mein leser? üblicherweise
macht es mir nicht soviel aus, wenn ich im waschsalon
angesehen werde. was soll man an so einem ort auch anderes
tun, als den anderen zuzusehen? aber heute.... ich krieg
jetzt noch gänsehaut, wenn ich mich daran erinnere.
ich war also sauer, müde, hatte nur einen kaffee getrunken
und der dicke stinker wirft sich bei meinem eintreten auf
die seite und maunzt weil er gestreichelt werden will und
in dem moment brach sich etwas bahn. und ich habe es
genossen, ich habe ihn durch die wohnung gejagt und er
wollte sich unter seinem stuhl (darüber liegt ein handtuch
und ich habe immer gesagt, der kater braucht einen ort, an
dem er sicher sein kann) verstecken und ich trat den stuhl
zur seite (nehme ich an, ich erinnere es nicht so richtig)
und „duschte“ den kater. er fauchte und ich schrie ihn an,
er solle nicht versuchen, mich anzuscheißen und schraubte
den verschluß von den blumenspritze und übergoß das arme
tier mit dem wasser. und ich habe das so genossen. mir war
bewußt, das ich vollkommen übertrieben reagierte aber ich
konnte, wollte nicht aufhören. dann versuchte er wieder,
wegzulaufen und ich donnerte den seesack (5 bis 6 kg?) auf
ihn herunter und konnte den im letzten moment noch
ablenken, sonst wäre der kater matsch gewesen. denn der
katerb wiegt selbst nur um die sieben kilogramm.
ich glaube, solches verhalten kommt vom väterlichen zweig
der famile. das lange runterschlucken und dann unvermittelt
explodieren. man darf mich nicht reizen. denn ich habe dann
keine kontrolle über mich und das schlimmste ist, ich
genieße das manchmal. uich fühle, daß viel schwerere
gewaltausbrüche mit leichtigkeit möglich sind.
einige zeit später habe ich den dicken stinker um
verzeihung gebeten und mich zu ihm gesetzt, ihn
gestreichelt und er hat an meinem arm geleckt.
ich habe kein schlechtes gewissen deswegen. ich sage
mir „Es ist ja bloß ein Tier“. das gegenüber abzuwerten ist
ein probates mittel um die eigenen taten weniger schlimm
erscheinen zu lassen.
[zyn] probiers mal aus. es hilft.[/zyn]
verwunderlicherweise bin ich nach dem waschsalon noch zum
weltbesten lieblingsbäcker gegangen um mir allerleckerste
croissants zu holen. meine laune kann also nicht sooooo
übel gewesen sein.
wenn ich dran denke, daß mein lieblingsbäcker keinen
nachfolger hat der das geschäft weiterführt, wenn mein
bäcker in den ruhestand geht, werde ich ganz panisch. denn
dann gibt es nur noch brötchen vom backkonzern und die sind
vergleichsweise grottenschlecht. von den croissants ganz zu
schweigen. ich mag es, wenn das backwerk nicht immer gleich
schmeckt, wenn ich merke, das ist handarbeit. so kleine
unzulänglichkeiten machen mir den bäcker erst sympathisch.
die croissants meines lieblingsbäckers kommen sehr nah an
die heran, die ich während des bretagneurlaubs schätzen
lernte. *schmatzt*
im übrigen werde ich wohl gleich nochmal zu den karnickeln
meiner gefährtin gehen. denn in meiner gefährtin wohnung
sind es angenehme 15°C, jedenfalls ist die heizung auf
diese temperatur eingestellt und die sprang vorhin kurz an.