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2004-04-26 16:41:27 (UTC)

tierarzt, demente katze *staun*

DEAD CAN DANCE

der dicke stinker war beim tierarzt, denn es hatte den
anschein, als habe er schmerzen im maul, außerdem schleicht
er mit zunehmender häufigkeit in der haltung eines
geprügelten hundes durch die wohnung und er starrt
minutenlag die wand an, als würde er etwas beobachten und
er maunzt und miaut und schreit sehr oft, findet seinen
schlafplatz nicht. meine gefährtin und ich hielten das für
zeichen des alters, also alzheimer oder was anderes
dementielles, falls es sowas bei katzen gäbe. die ärztin
diagnostizierte dann auch einen dementiellen prozeß und es
gibt erstaunlicherweise sogar medikamente dagegen.
ich habe ihn dann als wir zu hause waren, drei etagen noch
oben laufen lassen weil ich sehen wollte, ob er sich
orientieren und den weg finden kann. er fand ihn.
ich habe eine demente katze. das muß man sich mal
vorstellen. und das es in der tiermedizin medikamente gegen
altersdemenz gibt – erstaunlich. hoffentlich fängt er nicht
an, ins bett zu pinkeln. *gg*
sein augenlicht verlischt allmählich, hör- und freßvermögen
hingegen sind unverändert ausgezeichnet. seltsamerweise
findet er auch immer den weg in die küche und weiß, wie
eine kühlschranktür sich anhört wenn sie geöffnet wird und
wie das rascheln der papiertüte seines lieblingsmetzgers
klingt und er erkennt seinen lieblingskamm schon aus der
entfernung, wenn er gekämmt werden möchte. sozusagen eine
selektive demenz. auch wie beim menschen. viele alte
menschen sagen zwar, sie hörten schlecht oder können
schlecht sehen, aber das erstreckt sich wenigstens am
anfang nur auf die bereiche, die sie nicht sehen oder nicht
hören _wollen_. demente alte menschen reagieren sehr gut
auf *zitter* zärtliche berührungen *würg* wie zb.
streicheln. der dicke stinker war schon immer sehr daran
interessiert, eine möglichst große berührungsfläche und
möglichst langdauernde berührung mit dem *würg* körper
seines bezugsmenschen, also mir oder meiner gefährtin, zu
haben. soll heißen, wenn der stinker auf meinen beinen,
meinem arsch, meinem rücken bzw. dem arsch, dem rücken
meiner gefährtin liegen konnte, war seine welt in ordnung.
der eine _und_ der andere brocken leberwurst oder
geflügelbrust oder hackfleisch oder Crispy Chicken werden
gern genommen. wenig muß es nicht sein, aber gut. *gg*
meiner gefährtin standen bevor wir zum tierarzt fuhren, die
tränen in den augen, ein oder zwei haben sich auch aus dem
auge gestohlen. wieso hängt mensch sein herz eigentlich an
so kurzlebige dinge wie katzen? wieso halte ich mir ein
tier (falls man das gegenüber einer katze überhaupt in
dieser weise formulieren darf), das schon alt war, als ich
es aufnahm, das rücksichtslos und verfressen ist, viel geld
kostet (tierarztkosten) und weder milch gibt noch eier
legt, das die wohnung verstinkt weil es manchmal
danebenpinkelt, die tapete mit futterbrocken verschmutzt,
ich mit seinem gemaunze oftmals nur nervt, das festlegen
will, wann ich schlafen gehe oder aufstehe, für das ich,
wenn ich wegfahre jemanden organisieren muß der es füttert,
dessen haare ich im essen finde oder das auch sonst die
gesamte wohnung verfusselt etc? natürlich habe ich etwas
das ich streicheln kann und mit dem ich reden kann. ich
kann es aber nicht dann streicheln, wenn _mir_ danach ist,
sondern dem tier danach ist und wenn ich das wort an es
richte, werde ich genauso verstanden. als würde ich mit der
wand reden oder einem plüschtier reden. wieso also habe ich
ein haustier (oder hat es mich? bedenke, es ist eine
katze!)? wenn ich ihm das fell abzöge, könnte ich meine
hände damit wärmen, aber hier wird es ja sowieso nie kalt
genug. ich könnte seine eingeweide einem geigenmacher
verkaufen, aber die benutzen doch bestimmt seit langem
schon kunststoff. außerdem brächte ich sowas nicht über’s
herz. die katze hat keinerlei praktischen nutzen und
verursacht nur kosten. ein haustier ist sogar ein
zusätzlicher leidfaktor, denn wenn es dem simba schlecht
geht, fühle ich mich unwohl und abgründig schuldig, wen es
ihm gut geht, habe ich getan, was ohnehin meine
verantwortung ist.
*erstaunlich*




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