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wie schuppen von den augen...
FRIEDEMANN SCHULZ VON THUN, „Miteinander reden 2“, ISBN 3
499 61151 1
„Der helfende Stil: Von der helfenden Strömung können wir
umso leichter erfaßt werden, je mehr wir mit unseren
eigenen schwachen und hilfsbedürftigen Anteilen auf dem
Kriegsfuß stehen. [...] Das seelische Axiom scheint bei
diesem Stil zu lauten: Für mich ist es eine Katastrophe,
schwach (ratlos, traurig, verzweifelt) und bedürftig zu
sein.
Nach Schmidtbauer trägt der helfende Mensch ‚ein
verwahrlostes, hungriges Baby‘ in sich. Es verkörpert jenes
Preisgegebensein und jene Ohnmacht, die er als kleines Kind
erlebt hat. Wenn dieses sich in Momenten intensiver
Bedürftigkeit nach Schutz und liebevoller Zuwendung, nach
Versorgtwerden und menschlicher Nähe alleingelassen oder
abgelehnt fühlte, hatte es einen gewaltigen Urschmerz zu
erfahren und zu verkraften. Die Art der Bewältigung kann
nun in dem Versuch bestehen, jene mit katastrophalem
Schmerz (und wahrscheinlich Todesangst) verknüpften Gefühle
von Bedürftigkeit und Schwäche nicht mehr in sich aufkommen
zu lasssen (nie wieder!). Wie kann das geschehen, wie kann
man hier seelisch auf Nummer sicher gehen? In dem man in
den Kontakt mit anderen Menschen nur jene Aspekte des
eigenen Selbst einbringt, die den gefährlichen Anteilen
entgegengesetzt sind: die starken und souveränen Teile, die
sich mit all den Vorstellungen verbinden, wie ein edler
Mensch sein sollte, nämlich hilfreich und gut. Diese
Verhaltensweisen waren wahrscheinlich schon in der Kindheit
geeignet, Liebe und Bestätigung zu erlangen. [...]
Die starke kontaktzugewandte Außenseite leistet folgendes:
Sie hält das eigene hungrige Baby ‚sicherheitshalber‘ unter
Verschluß, läßt aber anderen Menschen stellvertretend jene
Fürsorglichkeit angedeihen, die man selbst nicht
ausreichend erhalten hat. [...]“
das mag der grund für meine kontakte zu schmerzvollen
menschen sein, ich versuche an ihnen stellvertretend für
mich, zu helfen. das mag der grund für die beziehung zu
meiner gefährtin sein, ich versuche, ihr zu helfen und
meine eigentlich mich. eben sprudelten in meinem hirn dazu
noch gedanken ohne ende, mir fiel es wie schuppen aus den
rasierten haaren (und da sind noch viele schuppen, die
fallen könnten), aber nun sind sie weg (die gedanken).
ich nehme an, in mir schlummert ein riesiges bedürfnis nach
hilfe und geborgenheit und ich kann es (will es?) mir nicht
gestatten, das zu äußern weil es mir wie jammern vorkäme
und ich jammere bereits genug. da sich das bedürfnis nach
geborgenheit und hilfe nur unvollständig und zeitlich
begrenzt unterdrücken läßt, sind mit einiger sicherheit die
selbstverletzungen ein weg, dieses bedürfnis auszudrücken.
dieses erwidere ich dann auch noch selbst, indem ich die
wunden in meinem fleisch, stellvertretend für die in meinem
inneren, heile. was zeigt, _das_ ich auf fremde hilfe nicht
angewiesen bin, denn _ich_ bin in der lage,
heilungsprozesse einzuleiten, zu überwachen, zu einem
erfolgreichen abschluß zu führen. gleichzeitig besteht eine
angst vor der hilfe durch andere, weil hilfe durch andere
durch das äußern des hilfebedarfes, meine verletzlichkeit
zeigt und stellen zum angriff bietet. mithin zeigt die
ablehnung fremder hilfe ein mangelndes vertrauen, eine
mangelnde fähigkeit zu vertrauen. svv ist im günstigsten
fall ein dialog weil der verletzte durch die wunden in
kontakt mit anderen kommt. in meinem fall ist es ein
monolog, weil ich über meine verletzungen nur im tb so
deutlich rede, daß es verstanden werden kann. im i-net
setze ich zwar eine meldung (in der formulierung „cut“) ab,
aber die wird nicht verstanden weil sie nicht deutlich
genug ist. somit offenbart sich zwar in der
nachricht „Cut“, ein gesprächs-, hilfe-, ... bedürfnis,
zugleich aber auch die angst vor hilfe (= fremdbestimmung,
ausgeliefert sein bzw. vereinnahmung meiner selbst) durch
den, der auf die
gesprächs-...-anfrage eingeht weil er sie verstanden hat.
was also grundsätzlich fehlt, ist mein mut zum risiko,
möglicherweise verletzt, vereinnahmt, fremdbestimmt zu
werden, ausgeliefert zu sein. ich weiß das wohl und ich
werde trotzdem jedem, von
dem ich das gefühl habe, das er versucht, mir gegen meinen
willen (ungeachtet einer möglichen notwendigkeit), zu
helfen bzw. sich in meine belange einzumischen, dessen ich
habhaft werden kann, schaden wo es mir möglich ist. und
auch, wenn du mein tb liest hast du keinen begriff, nicht
mal eine leise ahnung von dem, was ich dir antun kann.
~~~
gestren habe ich mal wieder einen borderlinetest gemacht
(nach DSM IV), auf psychotherapie.at oder so, mit folgendem
ergebnis:
erfüllte kriterien : 8
erfüllte nebenmerkmale: 1
erfüllte zusatzindikatoren: 2