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zwickmühle

MARILYN MANSON, „Mechanical Animals“

oh ja, dem vernehmen nach ist die frau prass noch immer
aktiv und verbreitet was sie als die wahrheit über
klippieforen hält, unter den menschen, die das hören
wollen. egal, dummheit ist keine krankheit und somit
unheilbar.
ich sollte meine gefährtin mal anrufen. ich weiß nicht, was
ich ihr sagen soll. das heißt, genaugenommen habe ich ein
schlechtes gewissen ihr zu sagen, wir werden uns frühestens
morgen sehen. das ist die crux an beziehungen. man
entwickelt ein schlechtes gewissen weil man weiß, das man
dem anderen wehtun wird.
die situation ist eine zwickmühle. rufe ich an und sage
ihr, wir sehen uns erst morgen, wird sie vermuten, das
irgendwas mit mir nicht in ordnung ist. rufe ich nicht an,
wird sie vermuten, daß irgendwas mit mir nicht in ordnung
ist. rufe ich an und sage, wir können uns heute sehen, wird
sie irgendwann vermuten, daß irgendwas nicht in ordnung
ist. vor ein paar tagen ist sie sogar unangemeldet
vorbeizukommen. ich bin mir nicht sicher, das ich sie heute
hier haben will, denn ich warte den zeitpunkt, an dem der
drang zur selbverletzung ... stark genug ist damit ich ihm
nachgeben kann. wenn ich das erschrecken in ihren augen
nicht vorausahnen würde, hätte ich schon längst mal
nachgesehen, wie tief der oberarmknochen im fleisch
versteckt ist und ob ich’s aushalten kann, so tief zu
schneiden. vielleicht kann ich mich ja zu einen solchen
aktion gar nicht überwinden? wie soll ich das rausfinden
wenn ich es nicht teste?
ich denke, selbstverletzungstechnisch haben meine gefährtin
und ich uns auseinanderentwickelt. der grundlegendste
unterschied besteht im willen zu leben. meine gefährtin
will leben und arbeitet an sich um ihre macken in den griff
zu kriegen. ich will nicht leben und die zeit wäre mir so
vollkommen ohne macken unerträglich. ich brauche den
abgrund. aus welchem grund auch immer. mit ihm bin ich zwar
nicht glücklich, aber ohne ihn wäre ich noch unglücklicher
als ich es jetzt bin.