/me

2002-01-05 23:19:34 (UTC)

betrunkenes philosophieren

ich habe schon lange keine „texte“ mehr geschrieben. kann
ich auch nicht mehr. ich habe nichts, worüber ich schreiben
könnte, keine inspiration.
im gästebuch von *lonelysoul* habe ich einen suizid
gelesen. das mädchen hat sich aus mir unverständlichen
gründen aus dem leben geschlichen. aber wem steht eine
beurteilung des leidens zu außer dem, der leidet?

in mir ist es nicht friedlich, ich bin betäubt vom wein,
was unangenehm ist, vielleicht gebe ich mir ein oder zwei
atosil um wenigstens diesen fehlschlag nicht spüren zu
müssen. ein leben das sich selbst nur betäubt ertragen
kann. was ist das, wozu ist das nütze? ein autoaggressives
leben ? wie mancher körper ein organ abstößt, stoße ich
meine existenz ab, ich versuche es. leider bin ich kein
yogi und kann deshalb meinen körper ( wäre ich ihn doch
los) nicht über meine gedanken beeinflussen. der alkohol
scheint mit seiner betäubenden wirkung meine reflexe der
geschwindigkeit meiner tage anzupassen, ich tippe langsamer
als ich das normalerweise mache. einst war ich stolz
darauf, eine so starke kontrolle über mich zu haben, das
ich selbst sturzbetrunken noch klar artikulieren konnte.
ich war betrunken und konnte klar sein im kopf, wenn es mir
notwendig erschien. damals, als ich noch jung und knackig
war ;-). gefasel eines betrunkenen, hör es dir nicht an,
mein leser, es führt ja doch zu nichts.
es führt ZUM nichts. ich begrüße alles, was mich dem ende
meiner existenz näher bringt. was ich zu verlieren habe,
fragst du? es sind nur sachen, die ich niemals haben
wollte. um es mit karl marx zu sagen : nur meine ketten.
STILNOX ist ein geiles zeug. als ich es das erste mal nahm,
fühlte ich mich, als wäre ich auf hoher see, der fußboden
schlug beinahe sichtbare wellen. das war im Damals. das
Damals umfasst eine zeitspanne von etwa 8 jahren. ich
zögere, sie „verschwendet“ zu nennen. denn irgendwas lernt
man immer und wenn es noch so schmerzhaft ist. zu lernen
ist niemals verschwendung. lernen bereitet mir freude. in
einem elfenbeinturm sitzend die welt verstehen zu lernen,
das wäre mal was, nicht den druck zu haben, funktionieren
zu müssen oder sich um das geld für die miete kümmern zu
müssen. ja, ja. wäre schön.

der mensch ist zwar vernunftbegabt, doch leider scheint ihm
die fähigkeit zu fehlen, diese begabung in sinnvoller weise
einsetzen zu können.
wie spät ist es? 00.08 h, es ist der 06te januar des jahres
2002, sonntag. ich werde bald 30 jahre alt. andere in
meinem alter habe sich ihr leben schon durch ihren
nachwuchs versaut. ich fühle mich nicht wie knapp dreißig,
ich bin viel jünger. ich will keine kinder haben, kein
haus, kein teures auto. wozu auch?
betrunkene sollten nicht philosophieren, deshalb ende ich
hier und ich werde vermutlich eine oder zwei pillen nehmen,
irgendwann muß der kopf mal schweigen. die erinnerung an
eine bewußtlosigeit, an einen kurzen abschnitt der nicht
von einem stahlkorsett eingezwängt gewesen ist, kann
vermutlich etwas schönes sein. wo findet man größere
freiheit als im tode? und gleichzeitig hört man auf, zu
existieren. gefangenschaft findet hauptsächlich im kopf
statt. ich wei0ß, das ich, wenn ich tot sein werde, die
freiheit nicht spüren kann. das bedeutet aber gleichzeitig
auch, das ich das korsett nicht mehr spüre, und das ist es
mir wert. wenn ich schon nicht freiheit spüre, will ich gar
nichts spüren. nicht zu leben ist immer besser, als
permanent gefangen zu sein.




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