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2016-02-06 08:31:10 (UTC)

Grablegung

Zur Beerdigung meines Vaters war die Kirche voll, es waren etwa 140 bis 160 Trauergäste anwesend.
Die Anzahl der Kondolenzkarten betrug etwa 160 Stück.

Es war nicht ganz klar, welchen Titel von Ton Steine Scherben mein Vater sich gewünscht hatte, zur Wahl standen "Mach kaputt was dich kaputt macht" und "Keine Macht für Niemand". Das letztgenannte wurde favorisiert. Wir hörten also "Keine Macht für Niemand". Ich fand es lustig, dieses Lied auf einer Beerdigung zu spielen.

Ich war eine Woche unten, meine Mutter schien sich zum Ziel gesetzt zu haben, sich, meinen Bruder und mich zu mästen. Ich mußte in meiner Ablehnung etwas lauter werden, damit sie aufhört mich zu fragen, ob ich etwas essen will.

Eine der Katzen, die meiner Mutter, ist die fetteste Katrze, die ich jemals live sah. Der Kater meines Vaters war niedlich, groß, ein Auge trübe, das dazugehörende Ohr eingerissen, und scheu. Der hat mir gefallen.

Und ich habe herausgefunden, woher die eine oder andere meiner Macken stammt. Insofern war der Besuch nicht unnütz.
Das Ruhige und Ängstliche und Kalte habe ich von meiner Mutter. Bei dem Kalten bin ich mir nicht zu hundert Prozent sicher. Das Vor-dem-Kopf-stoßende, Laute, Aufbrausende habe ich von meinem Vater, ebenso wie den Hang zum Unaufgeräumten. Das scheint im väterlichen Zweig der Familie allgemein vorzukommen. Die Paranoia kommt wohl vom Leben auf dem Dorf (Wenn das die Nachbarn sehen...!) Die Überheblichkeit ist wohl auf meinem Mist gewachsen.

Ich hatte erwartet, in mir ein warmes Gefühl zu beobachten, Wiedersehensfreude... sowas in der Art. Doch da war nichts. Ausgenommen meinem Bruder gegenüber. Ich freute mich ihn zu sehen.

Das Haus ist aufgerundet etwa 100K Euro wert und es ist schuldenfrei. Nein, es gehört mir nicht. Wenn unsere Mutter verstirbt, wird es meinem Bruder und mir gehören und wir beide sind geneigt, es zu verkaufen.

An einem Abend war ich mit einer ehemaligen Klassenkameradin essen, wir sind dazu dorthin gefahren, wo ich meine erste Ausbildung absolvierte. Die Stadt wiederzusehen war schön.


Ab und an fehlt mir Hautkontakt und jemand der da ist, wenn ich da bin. Andererseits würde mir die Anwesenheit einer anderen Person bald auf die Nerven gehen. Ich kann also weder mit, noch kann ich ohne Gesellschaft.

Zu kiffen tut mir nicht gut und ich brauche Schränke und zur Arbeit zu gehen bedeutet, erst den Widerwillen niederzukämpfen. Zum Sport sollte ich öfter gehen und mit dem Rauchen aufhören. Doch am Ende... wozu? Es wird sich nichts ändern. Andererseits... kampflos aufgeben?




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