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2009-03-04 09:44:14 (UTC)

Alles wie immer: Melasseschwimmen

Ich ging gestern zu meiner bessern Hälfte um ihr die
Broschüre zu zeigen. Ich nahm an, der Drops sei nun
gelutscht. Aber nein. Plötzlich ging es um eine andere Art,
die Blätter miteinander zu verbinden, die Art, in der die
CD an der Broschüre befestigt worden ist, war plötzlich
nicht mehr schön. (Ist sie auch nicht. Für das Schöne
konnte ich hier kein Material kaufen und das habe ich
sooooooooooooooooooo oft gesagt.) Jetzt will meine Gudsde
die CD-Hüllen selber anfertigen und für das Verbinden der
Seiten will sie auch selber was basteln. Als sei in den
zwei Monaten, ich traue mich kaum das zu sagen, die es
dauerte, die Broschüre zu erstellen, zu wenig Zeit gewesen
und seien zu wenige Lösungsansätze bis zum Erbrechen
durchgekaut worden. Es ist, als hätte ich meine Planung,
meine Überlegungen usw. in den Wind gesprochen.

Meine bessere Hälfte war an jedem einzelnen
Fertigungsschritt beteiligt, selbst dann, wenn sie davon
nichts wissen wollte. Und jetzt, da der Kram fertig ist und
die ersten Broschüren verschickt werden könnten, will sie
alles ändern. (Ich sage „Alles“ weil alles aufeinander
abgestimmt worden ist. Ändert man die Bindung, müssen die
Blätter neu gedruckt werden etc.)

Außen sollen jetzt noch Zierelemente angebracht werden, das
problematische daran ist, daß die Dinger dann nicht mehr in
die Umschläge passen. Plötzlich fehlen Klebezettelchen, die
man außen auf den Umschlag klebt (da steht die Adresse
drauf etc). Die Klebezettelchen waren nie ein Problem weil
wir uns geeinigt hatten, erst die mit dem alten Logo
aufzubrauchen.

Naja, jedenfalls sagte ich, „Dann mach halt neue Label.“
Und meine Gefährtin setzt sich an den Rechner, öffnet Word,
findet aber die AVERY ZWECKFORM 3658-Vorlage nicht und
klickt hier und klickt da erfolglos und sagt „Ich habe
jetzt keine Lust mehr.“ „Dann nimm halt OpenOffice.“
Dasselbe Spiel, mit der Ausnahme, daß sie die
Labelvordrucke hier direkt findet aber den Button „Neues
Dokument“ nicht anklickt. ... und aufgibt. Also setze ich
mich hin, finde alles in OOo und sogar in Word, Word hat
die Vorlage nämlich, nur muß man, um die zu finden, eben in
Word die eingebaute Suche starten, wenn man nicht weiß
welchen Knopf man drücken soll. Dann steht es da haarklein
erklärt. Sie hat versucht, die Label in diesem seltsamen
Publisher zu basteln. Keine Frage, das ist möglich. Man
kann auch Cinema4D dafür benutzen oder eine kleines
Pythonscript schreiben, welches diese Aufgabe erledigt, man
kann die Aufgabe in LATEX erledigen. Warum einfach wenn es
auch kompliziert geht?

Das Label soll unser Logo enthalten, meine Gefährtin hat
also das Logo genommen, es verkleinert, damit ich es
einfügen könne. Dafür hat sie eines der Logos benutzt, die
ich gebastelt und als .png gespeichert hatte. Nachdem meine
bessere Hälfte das Bild zugeschnitten und skaliert hatte,
speicherte sie es als .jpg. Da JPG aber Transparenzen
nicht zuläßt, war das Label im Arsch, weil das Logo
plötzlich nicht mehr transparent war, sondern einen weißen
Hintergrund hatte, der den Text verdeckte. Außerdem war
das Logo, also der Bildinhalt, zwar irgendwie kleiner, doch
die Bildfläche zog sich plötzlich sehr weit nach rechts.

Ich werde weißglühend, wenn jemand etwas tun will, sich
gleichzeitig weigert, sich das notwendige Wissen anzueignen
und auf Erklärungen und Hilfeangebote ignorant bzw.
ablehnend reagiert. Denn am Ende kostet das Zeit. Und es
ist unnötig, vermeidbare Fehler zu begehen.

Im Grunde sieht es so aus:
Ich mache die Sachen, die man am Rechner machen kann, weil
ich weiß, daß meine bessere Hälfte das nicht so gut kann.
Sie hat ja auch weniger Zeit um sich damit zu beschäftigen.
Ich beziehe sie in die Entscheidungsprozesse ein, obwohl
sie das oft nicht will. Also entscheide ich schonmal
allein , was dann dazu führt, daß meine Gefährtin sich
übergangen fühlt. Genau an dem Punkt versagt meine
Verständnisfähigkeit. Entweder will man beteiligt sein,
dann zieht man sich auch die notwendigen Informationen
rein, denn ohne Information kann man keine Entscheidung
treffen. Oder aber, man will nicht miteintscheiden und
zieht sich die Informationen nicht rein. Wozu auch. Hier
ist es so, daß meine Gefährtin mitentscheiden will, sich
aber dennoch weigert, sich die Informationen anzueignen.
WTF?! Das funktioniert doch nicht.

Peinlich ist mir, daß wir für die 18-seitige Broschüre
inzwischen halb soviel Zeit benötigt haben, wie für den
53-seitigen Katalog. Peinlich ist es, weil ich den
relevanten Leuten gesagt habe, daß die Broschüre fertig
sei. Diese Leute wissen, daß ich den Kram mache. Wenn der
Kram nicht ausgeliefert wird, sieht es aus, als hätte ich
das verschlampt.

Es ist, wie es immer ist. Ich habe meinen Teil getan und
alles gerät ins Wanken, weil meine bessere Hälfte ihren
Teil nicht beiträgt. Das ist bei der Website so, bei den
Photos, beim Katalog, bei der Broschüre, beim Ausdrucken
von Rechnungen.

Und das hat Folgen, z.B. für das Geschäftskonto, dessen
Einlage inzwischen durch die Bankgebühren aufgefressen
wird.

- „Die haben schon wieder Gebühren abgebucht, das wird
immer weniger.“
„Die Idee war ja auch, daß die Einnahmen aus den
Verkäufen über die Website auf das Konto fließen.“

(einen Tag später)

- „Da ist *schon wieder* ein Auszug!“
„Hast Du den Umschlag mal geöffnet? Es könnte ja sein,
daß der für Dein, und niucjt füpr das Geschäftskonto gilt.“

Auf der anderen Seite hat meine Gefährtin einen ziemlich
coolen Marktstand entworfen. Coole Sache, aber im Moment
die falsche Baustelle, denn um den Stand zu bauen, brauchen
wir Geld. Geld kommt aus den Verkäufen, die Verkäufe gibt
es nicht, weil es keinen Verkaufs“raum“ gibt, weil wir
keine Werbung machen können, weil weder die Website noch
die Broschüren rechtzeitig fertig werden, so daß wir keine
guten Bewerbungsunterlagen für Märkte haben. Ohne Werbung
kein Verkauf, ohne Verkauf kein Geld.

Versteht mich nicht falsch, es geht mir nicht darum, mit
dem Finger auf irgendwen zu zeigen und zu sagen „DU BIST
SCHULDIG!“. Mir geht es darum, daß der Job getan wird und
ich erwarte von meiner Gefährtin, daß sie mir mitteilt,
wenn sie sich überfordert fühlt. Ja, ich sagte ihr das.
Mehrfach. Aber sie sagt nix. Auch gestern beim Basteln des
Labels sagte sie nix. Klickt lieber minutenlang erfolglos
auf Buttons herum.
„Soll ich Dir helfen?“
Keine Antwort.

- „Ich kann das nicht.“
„Soll ich Dir helfen?“
Keine Antwort.
„Soll ich Dir erklären wie das geht?“
Keine Antwort.

Positiv ist das Bemühen. Dennoch ist es, insgesamt
betrachtet, so wie es immer ist: Wie durch Melasse zu
schwimmen.

Was die Broschüre angeht, so sagte ich gestern irgendwann
„Am Montag will ich die fertig haben.“ und ich wette, die
Dinger sehen am Montag so aus, wie sie gestern aussahen.
Jedoch ist wieder eine Woche vergangen. Wir haben ja Zeit,
es ist ja nicht so, als wären da noch hunderte andere auf
demselben Gebiet tätig. Nein, es sind tausende. Und was uns
von denen unterscheidet, ist zum einen der Ideenreichtum
und ist zum anderen die Qualität. Wovon freilich niemand
erfährt, weil wir ja keine Werbung machen können.

Mich macht das depressiv, in der vergangenen zwei, drei
Tagen bin ich nur schwer aus dem Bett gekommen und ich habe
ein kaum bezähmbares Verlangen mich zu besaufen. Vergangene
Woche fiel mir auf, daß es schon der vierte Tag ist, an dem
ich morgens nicht nüchtern aufwache.

Ich habe mir etwas eingerichtet, das mich zwingt, die
Wohnung jeden Tag zu verlassen. Ich kaufe immer nur soviel
zu essen, wie ich für einen Tag brauche. In letzter Zeit
verlasse ich die Wohnung sehr spät und da ich weiß, daß
man auch ein paar Tage ohne Nahrungsaufnahme auskommen
kann, strengt auch dieses späte Verlassen der Wohnung mich
stetig mehr an. Eigentlich stehen ich nur auf, damit die
Katze endlich ruhig ist. Die beruhigt sich, nachdem sie
gegessen hat. Zum Teil mag die depressive Verstimmung auch
am anbrechenden Frühling liegen. Die größere Last ist aber
das Nicht-Vorankommen mit unserer kleinen Unternehmung.
Wenn dieses Nicht-Vorankommen durch höhere Gewalt
verursacht werden würde, wäre es immerhin erträglich, denn
was kann man gegen höhere Gewalt schon tun. Es ist aber
nichts Äußeres, die Hemmnisse unterliegen unserer
Kontrolle, wie könnten sie abbauen. Doch statt Probleme zu
besprechen, spricht meine Gefährtin lieber darüber, in
welchem Tonfall über die Probleme geredet werden soll und
verschiebt die Gespräche auf diese Weise auf
Nebenschauplätze, die es erst zu befrieden gilt. Sind diese
unbefriedet, ist es unmöglich, über das existierende
Problem zu reden, offensichtlich ist es wichtiger, *wie*
man in den Wald hineinruft. Als würde Scheiße zu etwas
angenehmerem, wenn man sie golden anmalt.

Meine Gefährtin ist erschöpft, ich nehme das wahr. Doch sie
sagt es nicht. Sie könnte Tätigkeiten delegieren, was sie
nicht tut. Lieber schweigt sie und ist angepißt, weil sie
das Thema „Delegieren von Aufgaben“ als Angriff auf ihre
Autonomie ansieht. Es gibt Probleme, aber man darf die
Lösung nicht ansprechen.




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