/me

2008-12-09 08:24:17 (UTC)

Trauma+Beziehung

Meine bessere Hälfte rief gestern an und fragte, was
eigentlich los sei und sagte später: „Wenn Sex der Kern des
Problems ist, dann hole ich morgen meine Sachen.“
Ich entgegnete: „Das ist Deine Entscheidung.“
Darauf sie: „Immer! Immer ist alles meine Entscheidung...“
Worauf ich sagte. „Ob *Du* Deine Sachen holst, ist Deine
Entscheidung. Es wäre meine, wenn ich Dich rauswerfen
würde, was ich aber nicht tue. Es *ist* also Deine
Entscheidung.“

Wir diskutierten dann noch einige male darüber, wessen
Entscheidung es sei, meine bessere Hälfte betrank sich
weiter und fand noch einige andere Gründe, warum die
Beziehung zu beenden sei. Sie sei ein Psycho und ich würde
sie nicht ernst nehmen, weil ich eben dächte, sie sei
sowieso nur ein Psycho. Das mit dem Sex könne sie nicht (es
geht um vollkommen durchschnittlichen Sex, nix spezielles,
oh du mein Leser), und rational gesehen sei es besser die
Beziehung zu beenden, weil das ja auch mir jede Menge Frust
ersparen würde. Sie sei ein Psycho mit Psychoproblemen und
ich solle mich da nicht reinziehen lassen, das hätte ich
nämlich nicht verdient, außerdem sei sie sowieso schon tot
etc.

Und das alles nach über 11 Jahren, die unsere Beziehung
trotz solcher Probleme nun schon dauert. Das zeigt
deutlich, wie unsicher Beziehungen für Traumatisierte sind.

Das klang insgesamt nach Kapitel soundso aus diesem
Traumabuch.
Mir kam es wie ein Test vor. Sie zählte alles auf, was sie
an sich für schlecht hält, wiederholte diese Aufzählung
endlos und beobachtete meine Reaktion, wollte quasi sehen,
ob ich dennoch bei ihr bleibe. Was ich natürlich tue. Meine
bessere Hälfte gab sich wirklich Mühe, mich zu überzeugen,
die Beziehung zu beenden. Mir wurden scheinbar rationale
Argumente um die Ohren gehauen, ich wurde beleidigt,
beschimpft, erpresst...

Schwierig wurde es, als Begriffe wie „Hartz-IV-Penner“
fielen. Wobei meine Gefährtin insofern recht hat, als ich
mich seit dem Umzug etwas^H^H^H ziemlich gehen ließ, was
die Recherche nach Arbeitsplätzen und die Einrichtung der
Wohnung anbetrifft. Den ganzen Tag am Rechner zu sitzen sei
ja kein Leben und ich solle mir mehr Wert sein und mich
endlich wehren, sie verlöre nämlich den Respekt vor mir und
überhaupt sei es schlimmer als in [der Stadt im Damals].

Im Unterschied zu den Diskussionen die wir bisher in diesem
Jahr führten, kamen diesmal klare Ansagen und ich gelobte
Besserung und wir gehen heute los, um mir eine Spüle zu
kaufen. Und morgen kommen diese Wochenzeitungen. Vielleicht
stehen da Stellen drin.

Das Gespräch wurde durch die verschiedenen Anteile meine
Gefährtin verkompliziert. Nein, sie ist nicht multipel, es
muß etwas geben das zwischen einer, ähm, singulären und
einer multiplen Persönlichkeit liegt. Kompliziert wird so
ein Gespräch, weil die verschiedenen Anteile
unterschiedlicher Ansprache bedürfen. Kompliziert wird es,
wenn diese Anteile sich an verschiedenen Stellen in
Gespräche einmischen und das Gegenüber diese Wechsel nicht
mitkriegt.

Hm, das würde auch erklären, wieso ich das Verhalten meiner
Gefährtin zuweilen als fremd empfand. Ich muß stärker
darauf achten und ggf. nachfragen. Das Thema der Abspaltung
tauchte mitnichten zum ersten mal auf. Ich hätte es also
bemerken müssen.

Sex gab es dann auch. ich weiß nur nicht wer mein Gegenüber
war. War er deswegen falsch? Hätte ich mich dem verwehren
sollen, um ausschließen zu können, jemand minderjähriges zu
vögeln?

Ich bin nun durcheinander. Das kann einem aber auch Knoten
ins Hirn machen! Wichtig ist meines Erachtens, sich selbst
konstant zu verhalten, so daß die verschiedenen Anteile ein
konstantes Gegenüber vorfinden. Das kann allerdings auch
bedeuten, daß der eine oder andere Anteil das Gegenüber
nicht ausstehen kann.

Das ist zu verwirrend für 9h morgens.




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