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2008-06-02 07:43:57 (UTC)

Arbeitsamt versus informationelle Selbstbestimmung?

Das Arbeitsamt schrieb mir dieser Tage einen Brief:
[zitat]
Veröffentlichung Ihres Bewerberprofils unter [URL] (...)
[/zitat]

Damit verbunden war der Hinweis auf eine Zeitarbeitsfirma,
die sich für mich interessiert.

Anruf bei der im Arbeitsamtsbrief angegebenen Nummer:

Wie kommen Sie dazu, meine Daten ins Netz zu stellen?
-Automatisch, wenn Sie sich bei uns melden, werden Sie
sich zur Verfügung stellen.
Ohne mein Einverständnis?!
-Die Daten stehen anonymisiert zur Verfügung.
Jaja, aber ohne das ich zugestimmt habe.
-Die sind ja anonymisiert.
Kann ich meine Daten denn mal sehen?
-Die sind doch anonymisiert.
Ich würde sie dennoch gern sehen, sind ja meine Daten.
-Haben Sie denn einen Zugangscode?
Nein. Können Sie mir den geben?
-Nein, den hat Ihr Bewerberbetreuer.
Und wer ist mein Bewerberbetreuer?
-Derjenige, mit dem Sie gesprochen haben.
Ich hatte hier mit 6 oder 7 verschiedenen Leuten zu tun,
ich weiß nicht, wer da der Bewerbetreuer ist.
usw.

Man muß sich das auf der Zunge zergehen klassen :"...
werden Sie sich zur Verfügung stellen..." da knallt man
doch die Hacken zusammen, nicht wahr?

Anruf bei der zuständigen Behörde. Die Arge und das
Arbeitsamt residieren in jeweils eigenen Häusern (die ARGE
am Stadtrand und versteckt). Ich rufe im Arbeitsamt an.
Ich hätte gern mit [bewerberbetreuer] gesprochen.
-Wie ist denn Ihre Kundennummer?
Die lautet [kundennummer ]
-Da sind Sie hier falsch, Sie sind ja bei der ARGE, hier
ist das Arbeitsamt (...)

Ich rufe in der ARGE an und komme wieder im Gebäude des
Arbeitsamtes raus.

Guten Tag, mein Name ist [name].Ich habe erfahren, daß
meine Daten online stehen und würde gern wissen, wieso die
online stehen. Die Frau [name] hat mir einen Brief
geschickt, daß meine Daten veröffentlich wurden.
-Das kann schon sein, da müßten Sie sich an die Dame
wenden, ich kenne die nämlich gar nicht.
Die Frau hat mich an Sie verwiesen. Ich würde halt gern
wissen, wieso meine Daten online stehen.
-(*laber* vermittlungschancen*blah*arbeitgeber*blah*)
Ja, welchem Zweck das dient, ist mir klar, ich würde nur
gern wissen, wieso *meine* Daten *ohne mein
Einverständnis* online gestellt wurden. Wissen Sie, ich
bin ziemlich paranoid was das angeht und ich kann mich
nicht erinnern, mein Einverständnis dazu gegeben zu haben.
Ich bin mir ziemlich sicher das ich, wäre ich gefragt
worden, nicht zugestimmt hätte.
-Ich verstehe das. Naja, die Daten sind ja anonymisiert,
da stehen also Ihre Fähigkeiten usw., aber ohne Ihren
Namen.
Ich würde mir das gern mal ansehen.
-Mhjo, das geht ganz einfach über arbeitsagentur.de.
Können Sie mir die URL geben?
-Naja, also, die PUCK (PUGG?), also Ihr Bewerberprofil,
ähm, das ist anonymisiert, Sie können das auch
personell... ähm, persönlich, also ähm...
Personalisiert?
-Ja, personalisiert online stellen, aber das geht dann nur
mit Ihrer Einwilligung.
Ok, ich würde das gern mal sehen, wie lautet denn der
Zugangscode?
-Der Zugangscode? Ähm, jetzt werd' ich aber unsicher, ich
könnte das jetzt mal schnell mal anklicken, aber das werde
ich nicht tun, Sie könnten ja auch jemand anderes sein.
Wir können einen Termin ausmachen. Wie war ihr Name?
[name]
-Und Ihre Kundenummer?
[kundenummer]
-Ach, da waren Sie ja schonmal bei mir.
Ja, das stimmt.
-Wie wäre es mit [termin in einer Woche].
...

Wenigstens geben die die Daten nicht am Telephon raus. Auf
der anderen Seite stehen sie im Internet. Ich denke, ich
werde einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz
stellen.

Anruf bei der Zeitarbeitsfirma, durch deren Interesse ich
überhaupt davon erfuhr, daß meine Daten (Lebenslauf,
Zeugnisse, Abschlüsse, Qualifikationen etc.) online
stehen.

Guten Tag, mein Name ist [name], sie erbaten einen
Rückruf von mir, es geht um das Stellenangebot
[beschreibung].
-Jo, das ist gut möglich. Schön das Sie anrufen.
Das Stellenangebot hat eine unheimlich lange Nummer,
möchten Sie, daß ich Ihnen die Nummer vorlese?
-Nee, das ist nicht nötig, ich glaube, ich erinnere mich
auch so.
Sollen wir einen Termin ausmachen, damit wir das
besprechen können?
-Moment, ich hole mal eben meinen Terminkalender raus...,
so, also,...
Wie wäre es mit [datum]?
-Jaaaa, sagen wir um [uhrzeit]?
Ok, soll ich noch irgendwas mitbringen?
-Ja, Zeugnisse, Lebenslauf, was Sie so haben.
Ok, dann bis [datum].

Es ist Zeitarbeit und meine Paranoia merkt an, daß über
diese Firma kaum Einträge im I-net zu finden sind, was
nahelegt, daß die entweder die wahren Samariter der
Branche sind, oder daß sie negative Einträge rigoros
löschen lassen.




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