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2004-10-06 11:32:22 (UTC)

gespräch mit rententräger

zurück vom gespräch mit meinem rententräger.
ergebnis: ich werde von einem berufsbildungswerk
angeschrieben und von denen zu einem vorgespräch
eingeladen. ziel ist, mir eine orientierung hinsichtzlich
meiner beruflichen möglichkeiten zu verschaffen. das ist
gut. schlecht ist die dauer der maßnahme von etwa 10
wochen. es gibt eine psychologische, arbeitsmedizinische
etc. versorgung. das mutet wie eine behindertenwerkstatt
an. was ich wollte, war ein assessment. ich glaube jedoch,
der sachbearbeiter hat mich richtig verstanden. aber die
dauer. wenn ich nur schon dran denke, wieder wochenlang in
so einer psychomühle. 10 wochen. das sind zweieinhalb
monate. in solchen situationen frage ich mich immer, ob ich
wirklich so panne bin und es nicht bemerke oder ob die
amtsleute sich irren oder ob ich einen falschen eidnruck
habe und das alles viel drastischer sehe als es ist.

der amtsmensch sagte, daß körperliche schwerere tätigkeiten
mir wohl liegen würden und ich sagte „Ja.“ und er sah in
seine (oder ist es meine?) akte und las vor „...beschwerden
im halswirbelsäulenbereich“. die scheinen wirklich jeden
pickel den ich mal hatte, vermerkt zu haben. sicher habe
ich beschwerden in allen gelenken, aber sie sind nicht so
schlimm, daß ich wegen ihnen zu einem arzt gehe. jeder hat
doch irgendwelche zipperlein. mein vater beispielsweise,
wenn der untersucht werden würde, wäre er am selben tag
noch rentner.

apropos. der amtsmensch sagte auch was von zeitweiliger
berentung, oder wie das heißt, und er sagte das in einem
ton, der mich veranlaßte ihm zu sagen, daß ich kein rentner
sein will, sondern arbeiten und das mir dazu einfach nur
die richtung fehlt, daß ich nicht wisse, wozu ich mich
eigne.
er fragte mich, weil ich die schmiede erwähnte, wie lange
ich dort gewesen sein, von wann bis wann ich dort gewesen
sei, wie die adresse der schmiede lautet. konnte ich ihm
das natürlich nicht sagen weil solche dinge sowas von
unwichtig sind.
ich antwortete ihm, daß ich wohl an die sechs wochen dort
gewesen sei. adresse und genaue daten konnte ich ihm nicht
sagen. ich hatte dem mann aber einen lebenslauf gegeben,
aus dem die angaben hervorgehen und er sah mich an als sei
ich minderbemittelt und sagte „Sie wissen es nicht, dabei
ist es doch erst 6 wochen her, stattdessen deuten sie auf
den lebenslauf.“ ich wollte ihm sagen, daß ich wisse, wie
seltsam sich das mache, wenn ich straßennamen nicht wisse
oder daten nicht angeben könne. aber er fiel mir ins wort.
ich merke mir namen eben schlechter als andere menschen. da
bin ich zweiunddreißig jahre lang zurecht gekommen, auch
ohne namensgedächtnis und plötzlich wird mir das gefühl
vermittelt, sowas sei ein ernstes, ach was, DAS symptom für
unzurechnungsfähigkeit.

es war wie eine prüfungssituation, mir kams vor, als
belauere mich dieser mensch um jedes meiner worte auf eine
goldwaage zu legen und mir einen strick daraus zu drehen.
irgendwie kam’s mir inquisitorisch vor. außerdem ließ er
mich nur selten zu wort kommen. erzählte mir lang und breit
etwas und wenn ich entgegnen wollte um meine sicht der
dinge zu schildern, sagte er, er wolle es dabei bewenden
lassen, schnitt mir so das wort ab und redete weiter über
die sache, die er eigentlich abgeschlossen hatte. ließ ich
mich nicht abwürgen sondern redete in seinen redeschwall
hinein, nahm er meine worte kaum zur kenntnis sondern trug
seine sicht immer und immer wieder vor. er sagte, er
verstehe meinen widerspruch nicht und bezog sich auf den
vor einem jahr von mir auf veranlassung der krankenkasse
gestellten antrag. den aber nicht beannte. er sagte nur,
er verstehe meinen widerspruch nicht. als könne ich seine
gedanken lesen oder irgendwie riechen, was er meint.
aber gut. ich bekomme mein assessment.

alles, was schief läuft, muß an mir liegen. denn ich treffe
immerwieder auf die gleichen probleme. ich versteh so
bürokraten nicht. im gegensatz zu allen anderen. ich bin
wohl tatsächlich schwer gestört.
am beginn des gesprächs sagte der mann, der normalbürger
könne nicht wissen, was mit einem antrag geschieht oder was
aus dem antrag wird. später sagte er, ich müsse die
verantwortung für meinen antrag tragen, wenn ich ihn
gestellt habe. wie aber kann ich für etwas verantwortlich
sein, dessen weitere verarbeitung, bearbeitung nicht in
meinen händen liegt? wenn ich, als normalbürger, nicht
absehen kann, was mit dem antrag gemacht wird?

der sachbearbeiter las einen satz aus einem mir unbekannten
gutachten über mich vor. er lautete ungefähr, daß
ich „keinen beruf mit besonderer verantwortung für
menschen, wie alten- oder krankenpflege“ ausüben kann. mich
stört, daß mir die fähigkeit zur übernahme der
verantwortung für andere abgesprochen wird. die aussage des
satzes ist falsch. ich kann durchaus die verantwortung
übernehmen und habe dies auch jahrelang getan. was ich
nicht kann, ist, eine besondere nähe zu menschen aushalten.
das sind doch zwei paar schuhe.
nimmt man den satz aus dem gutachten und meine kündigung
zusammen, wie sieht das aus? sieht das nicht so aus, als
aheb ich gekündigt weil ich scheiße gebaut habe und jemand
durch meine unfähigkeit zu schaden kam? so war es aber
nicht. ich habe gekündigt, weil mir die leute zu nah waren.

mich erinnert das ganze mehr und mehr an einen
HITCHCOCKfilm. (dessen namen ich selbstverständlich nicht
weiß), in dem eine frau in den wahnsinn getrieben wird.
ich bedauere, in diese maschinerie geraten zu sein und
wünschte, niemals einen antrag auf reha gestellt zu haben.
ich will doch nur einen job in dem ich mich wohlfühle.




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