/me

2003-11-19 11:26:04 (UTC)

narziss ( ohne goldmund )

meine gefährtin hat sich entschlossen, dem Kalle eine O
gefährtin in den käfig zu setzen und deshalb werden wir
heute in ein tierheim fahren.
ich muß dringend in den waschsalon. morgen früh,
vielleicht.
„kobaltblau“ ist online. ein sehr mäßiger text, aber ich
dachte, ich sollte mal wieder etwas von mir hören lassen.


iPrologbr-------
p
utot/up

am abend, als der himmel so rot wurde das es aussah, als
hätten tausende königskinder ihre hoffnungen verbluten
lassen, stand ich an den klippen, spannte meine flügel weit
und ließ meine sehnsucht die grenzenlosigkeit trinken. ich
berauschte mich am gedanken der freiheit während ich einen
schritt weiter ging, kurz bevor der traum mich nicht mehr
trug.br
einen erschrockenen atemzug später war auch das nicht mehr
wichtig./ipp


Kobaltblaubr
--------------p
1.br
Ole saß auf der Wiese und träumte. Die Wolken sahen für ihn
heute wie bissige Hunde aus, als seien sie aus seinen
Träumen direkt in den Himmel emporgestiegen.br Ole war
zwar nicht mehr ganz jung, doch für einen Kobold auch noch
nicht alt. Er war irgendwo zwischendrin. Nicht jung, nicht
alt. Freunde hatte er nicht aber das war in Ordnung denn er
spielte nicht gern. Er war eine ernste Natur. Und seine
Haut war blau, denn es war kalt.
Er selbst empfand sich als noch kälter, er glaubte, sein
Inneres sei so kalt, das jede Träne die er weinen würde,
seine Seele in tausend Stücke zerspringen ließe, denn
Tränen sind etwas warmes und Wärme war bedrohlich für ihn.
Er mochte Wärme nicht. Überhaupt gab es nur weniges das er
mögen konnte oder an dem er Interesse hatte. Er war ein
einsamer kleiner Kobold. Nunja, so ganz klein war er dann
doch nicht. Weder jung, noch alt, weder groß noch klein.
Irgendwie gehörte er nirgendwohin. Außer zu den
Kobolden.br
Es ist nicht leicht, ein Kobold zu sein, noch dazu, da man
sich selbst als Kobold nicht einfach vor einen Spiegel
stellen und das eigene Gesicht sehen konnte. Eine
Besonderheit der Kobolde ist nämlich, das sie ihr eigenes
Gesicht nicht sehen können, sie können nur von anderen
gesehen werden und auch andere sahen das koboldhafte nicht
immer. Für andere sahen Kobolde meist wie Menschen aus.
Menschen allerdings waren Wesen, die Ole überhaupt nicht
leiden konnte. Sie taten Dinge, die Ole entweder nicht
verstand oder die ihm oder anderen Kobolden weh taten. Vor
Menschen hatte Ole Angst.br
Also saß Ole meist in seiner Koboldwohnung und dachte nach,
über die Menschen, über andere die vielleicht so waren wie
er. Er fragte sich, ob er der einzige Kobold der Welt war,
der eine kobaltblaue Haut hatte. Er war oft traurig und
wenn er traurig war, trank er seine Medizin. Die ließ ihn
dann schlafen. War er besonders traurig, trank er besonders
viel davon und dann konnte es passieren, das seine Haut
ihre Farbe wechselte, vom Blau zu einem Rot. Dann ging man
ihm am besten aus dem Weg. Ein roter Kobold ist eine
gefährliche Sache weil Kobolde von natur aus schon sehr
stark waren, rote Kobolde jedoch waren eine Naturgewalt.
Rote Kobolde spüren keinen Schmerz. Rote Kobolde waren das
Fürchterlichste das es in der Natur gab.
p
2.br
Die bissigen Hunde am Himmel waren großen, grauen Männern
gewichen.br
Ole saß noch immer auf der Wiese und es kam ihm vor, als
sei eine Glasglocke über ihn gestülpt worden. Er fiel
rückwärts durch die strudelnde Zeit, er war mit einem mal
ganz klein, ein Kind, und war verletzlich und vor Schreck
gelähmt. Der graue Mann stand über ihm und .... und
plötzlich wurde Ole von der Nacht hinfortgerissen.
Barmherziges Dunkel senkte sich über ihn, er war nicht mehr
da, war weit weg, durch einen Spalt in der Raumzeit wurde
er auf einer Welle aus Angst aus dem Abgrund der Gewalt
hinausgeschwemmt.
Der Schmerz - er spürte ihn höchstens als das Echo der
Dinge, aus denen er einst hervorgegangen war, denn Kobolde
werden nicht geboren. Kobolde entstammen einer anderen
Quelle.br
Ole erinnerte sich an den Ort, von dem ein helles, weiches
Licht ausgeht, viel heller als Sonnenlicht. Nie hörte er
Schreie von dort kommen, nie sah er dort jemanden weinen
oder von blauer zu roter Hautfarbe wechseln.br Die grauen
Männer, die sich sonst für die mächtigsten Unwesen im
Universum hielten, ahnten die Existenz solcher Räume, da
sie spürten wie ihre Macht schwand, sobald ein Kind sich
auch nur in die Nähe des goldenen Lichtes begab, doch sie
konnten ihm dorthin nicht folgen.br
Zu diesem Ort brachte Ole den Kleinen, wenn die grauen
Unwesen ihm zu nahe kamen und versuchten, ihm weh zu tun.
Der Kleine, das war sein Name, als Ole noch ein Kind war,
bevor er zu einem Fabelwesen wurde. Manchmal war Ole sich
nicht sicher, ob da nicht irgendwo noch ein kleines Stück
von ihm als Kind lebte, denn er mochte es, Sandburgen zu
bauen oder auf dem Spielplatz die Schaukel zu benutzen,
eigentlich Dinge, für die er zu ernst war.
Wenn eine Bedrohung auf Ole zukam, brachte er den Kleinen
ganz schnell in die strahlenden Helle um ihn zu schützen.
Er, Ole, würde mit jeder Gefahr fertig werden.br
Und dann, wenn der Kleine sicher in dem Panzer aus Licht
versteckt war, geschah etwas mit Ole. Er wuchs. Er wurde
größer, sein Brustkorb nahm gewaltig an Umfang zu, seine
Arme wurden länger, aus seinen Fingernägeln wurden scharfe
Krallen, seine Haut wurde blutrot, überall wuchsen ihm
Muskeln das es aussah, als müsse seine rote Haut platzen.
Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und konnte den
grauen Männern nun direkt in die gierigen, blaßblauen Augen
sehen.br
Dann ging alles ganz schnell. Ole dachte nicht einmal
darüber nach, was er tat. Er tat es einfach. Seine
Bewegungen waren kraftvoll und geschmeidig. Die Hand öffnen
und mit den Krallen den grauen Männern die Kehle zerfetzen,
mit der linken schlug er ihnen so hart auf den Kopf, das
der Schädel barst. Ole war eine Naturgewalt und er wirbelte
so schnell zwischen den Grauen herum, das die Umgebung in
einem rosaroten Nebel aus Blut und Gewebeteilen verschwamm.
Es roch nach Eisen und fauligem Heu.br
Die Angreifer wurden niedergemäht wie das Korn zur Zeit
seiner Ernte. Die Grauen schmeckten die Frucht der eigenen
Gewalt, sie erhielten eine Probe von dem, was Ole durch sie
lernen mußte. Sie hatten keine Zeit, Angst zu haben. Wenn
sie Ole auf sich zukommen sahen, war es auch schon vorbei.
Den Gegner fixieren, laufen, springen, töten – das war
eins, eine Symphonie des Zorns, ein Ballet der
Vernichtung. Sie starben, mit Oles Bild als dem Letzten
das sie jemals sahen im Kopf, sie waren tot, bevor ihre
nebelgrauen Körper den Boden berührten.br
Ole würde nicht mehr stillhalten, nicht mehr niederknien
und vergebens bitten, er war jetzt kein Kind mehr. Er war
an den Taten der Grauen gewachsen, hatte von ihnen gelernt,
jetzt war er groß und würde sich wehren. Keine Schmerzen
mehr, keine Angst, von jetzt an gab es nur noch seinen
tobenden Zorn. Er fühlte sich großartig und gerecht und
unüberwindbar.
p
3. br
Nach der Schlacht, nach dem Schlachtfest, sank der Kobold
in sich zusammen, seine Haut nahm wieder jenen besonderen
kobaltblauen Ton an, die Krallen verschwanden, sein Körper
fand zu den ursprünglichen Proportionen zurück. Außer ein
paar kleineren Kratzer hatte er vom Kampf keine
Verwundungen zurückbehalten.br
Er versuchte, sich an das Geschehene zu erinnern.
Vergeblich, die einzige Erinnerung war seine Müdigkeit und
das Schwindelgefühl vom Fall durch die Zeit. Der Kleine? Wo
war er? Achja, in dem Panzer aus goldenem Licht.br
Es war gut, das der Kleine von dem Kampf nichts mitbekommen
hatte. Oles Aufgabe war, ihn zu schützen, und nicht, ihn zu
ängstigen. Irgendwie mochte er seinen Kleinen.
p
4.br
Ole saß in seiner Wohnung, trank Tee und dachte nach. Über
die Traurigkeit.br
Die Traurigkeit war sein befreundeter Feind im Innern, sie
nahm ihm die Luft, die Freude und der Welt um ihn raubte
sie den Glanz. Traurigkeit, sann er, Traurigkeit ist wie
ein tiefer Schlaf der den Schmerz nimmt und den Hunger. Die
Traurigkeit ist eine Klinge mit zwei Schneiden. Sie löscht
alles aus, das Gute wie das Schlechte und einige Male hätte
sie sogar ihn beinahe ausgelöscht. Daran dachte er oft mit
Wehmut zurück.brWie schön es war, nur noch zu schlafen.
Wie erholt er sich gefühlt hatte, damals, hinterher, als er
doch wieder wach wurde.
Ja, mit der Traurigkeit befreundet zu sein, erforderte viel
Mut, sie auszuhalten bedurfte großer Kraft.br
Oles Gedanken schweiften ab, er begann zu träumen. Die
Traumgespinste zeigten ihm Bilder von einem Krieg an dem er
nie teilgenommen hatte. Er träumte selten. Wenn er träumte,
beunruhigte ihn das, was er sah.br
Ole stand vom Schreibtisch auf und öffnete ein Fenster. Er
sah in die Nacht hinaus, zum Himmel auf. Die Sterne
leuchteten wie die Augen sanfter Engel. Sie warteten auf
ihn. Wie theatralisch, dachte er, dann breitete er beide
Arme aus. Kinder glauben, wenn sie sich eine Sache nur fest
genug wünschen, geht sie in Erfüllung. Ole war nie ein Kind
gewesen, jedenfalls konnte er sich daran nicht
erinnern.br Ole schloß die Augen, lauschte in sich
hinein. Ja, sie war noch da, die Sehnsucht die ihn auffraß.
Im Raum zwischen den Sternen, dort wollte er sein.
Geborgen, körperlos. Er würde sein Leben geben für einen
Wimpernschlag der Ewigkeit, den er dort sein konnte.
p
5.br
Der Tag wollte nicht anbrechen, obwohl es schon mittag
war, hatte er die Sonne noch nicht gesehen. Alles war grau,
undefinierbar, undeutbar. In ihm regte sich ein Gefühl der
Unzufriedenheit mit sich selbst. Er wußte, er mußte
irgendetwas tun. „Irgendetwas“ entsprach hundertprozentig
der Klarheit seiner Vorstellung von dem, das er tun mußte.
Irgendetwas eben. Eigentlich nicht mal ietwas/i. Wenn
er ehrlich war, war es nur „was“. Was er tun mußte
reduzierte sich bei ehrlicher Betrachtung auf eine Frage.
Aus dem „etwas tun“ wurde ein „was tun?“, ohne „et-“.brEt
cetera, dachte er. „Was tun?“ undsoweiter. Diese Frage war
so ehrlich, das er sie sich nicht zu stellen wagte, weil
die Anwort, die er sich selbst darauf geben mußte dem
Eingeständnis seiner Unfähigkeit gleich kam. Er wußte
nicht, was er tun konnte, er kannte seine Fähigkeiten
nicht. Und er hatte im Spiegel kein Gesicht, gleichsam
keine Form und somit keine Existenz. Er existierte gar
nicht und was nicht existiert, kann auch nicht
handeln. „Etwas“ existierte, sein Schmerz. Wenn er nicht
existiert, in ihm aber ein Schmerz lebt und sich durch sein
Nichts fraß – wie verwirrend! Das Nichts fraß ihn auf und
er konnte nichts dagegen tun.br
Er wollte in den Nebel gehen um eins zu werden mit der
feuchten Kälte. Eins werden mit dem Nichts das niemals die
Sonne sah. Dazu mußte er nur seinen Körper ablegen. Mit dem
Kleinen hatte er das schon besprochen. Es war im Winter.
Ole war eine Weile durch die beißende Kälte gegangen. Er
würde einfach immer weiter gehen. Weiter, weiter, immerzu
geradeaus bis er sich irgendwann in den Schnee legen und
seine Augen für immer schließen konnte. Der Kleine und er
haben gemeinsam durch seine Augen auf die Welt geblickt,
beide hatten genug gesehen.br Am Ende siegte die
Vernunft. Er würde gefunden werden denn da waren Menschen
in der Nähe. Sie würden Ole nicht verstehen. Menschen
verstanden ihn nicht und er verstand sie nicht.
p
6.br
Überall war Dunkelheit, Ole konnte nichts sehen.
Gleichgültig, ob er die Augen öffnete oder geschlossen
hielt, ob in ihm oder im Raum der ihn umgab, er konnte
nicht sehen, was vor ihm lag. Er fühlte nur das Jetzt, als
eisernen Ring um seine Brust, als tobendes Chaos in seinem
Kopf . Und er fühlte abgrundtiefe, zähe Müdigkeit, die an
ihm klebte wie das Blut an seinen Armen wenn er manchmal
Trost in den Wunden suchte, die er sich selbst
beibrachte.br Was hatte ihn so erschöpft? Er wußte es
nicht. Er weigerte sich, das zu wissen. Er weigerte sich,
seine Hilflosigkeit einzugestehen. Er verweigerte sich
Allem.br Einzelne Gedanke flüsterten ihm zu, das er nicht
ewig so weitermachen könne. Er flüsterte zurück, ganz
leise, damit er davon nicht aufgeschreckt würde, „Ich warte
auf das Ende“. Er wartete darauf, das seine Bein im den
Dienst versagten, damit er endlich nicht länger weglaufen
könne. Der Kleine, die Kleinen, denen er so oft weh tat –
er wollte das sie ihm weh taten. Ihn zwangen, ihnen
zuzuhören weil er seine Schwäche anders nicht glauben
konnte. Ole sehnte sich danach, aufgeben zu können.br Er
sah aus dem Fenster. Der Wind trieb die Wolken so schnell
über den Himmel, als wolle er sie in Sicherheit bringen.
Was war es, das hinter den Wolken lauerte?
p
7.br
Dieser Tag war verloren. Nichts von dem, das er sich
vorgenommen hatte, war erledigt. Er haßte sich dafür. Für
die eigene Unfähigkeit, für seine Lethargie, dafür, das er
nichts vom Leben begriffen zu haben schien. Und schließlich
für die immerselben Gedanken die er dachte.
p
8.br
Die Nacht war furchtbar gewesen. Er hatte einen
unangenehmen Traum und war immer wieder wach geworden. Er
saß an einem Tisch, ihm gegenüber saß ein Mann, an dessen
Schädel ein anderer sich mit einer Säge zu schaffen machte.
Der Schnitt ging einmal ringsherum und dann die Stirn
herunter, rechts und links an der Nase vorbei. Die Nase
diente als Scharnier, als der Andere die Schädelkalotte
seines Gegenübers nach vorn klappte.br
Was wollte ihm der Traum sagen? Egal, die Sonne war
aufgegangen und strahlte durch die Fenster. Ole ließ die
Jalousien herunter, setzte sich an den Schreibtisch und
trank Kaffee. Er hatte es gemütlich. Durch seine Gedanken
flogen ab und zu Zeilen aus Liedern die er mochte. In ihm
breitete sich, vielleicht zum letzten mal, eine friedvolle
Ruhe aus, er lächelte, als er dem Postboten die Tür öffnete.
p
9.br
Lange hatte er darauf gewartet. Immer hatte er sich diesen
Moment vorgestellt. Die Waffe in Händen, den Geschmack von
Öl auf der Zunge.br
Ein Geräusch platzte in die Stille, sein Schädel
explodierte, sein Gesicht verlor den Halt, Blutgefäße
zerrissen, Hirnmasse, Haare und andere Gewebeteile färbten
die Wand hinter ihm in einem nassen Rot. Es roch nach Eisen
und Schwefel.br Die Kugel hatte seinen Kopf durchschlagen
und war hinter ihm in die Wand eingedrungen.
Sie hatte alles ausgelöscht, die Traurigkeit, den Hunger
nach Leben, die Kälte. Diesmal war es endgültig.

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